Donnerstag, 10. Oktober 2013

Wolfsburg - Oktober 2012


Wolfsburg, 22. August 2012



Ich bin wieder auf Deutschem Boden angelangt. Das war weniger unkompliziert als ich dachte, denn in Frankfurt musste ich meinen gesamten Handgepäckkoffer auspacken und zum Bombencheck (mit den 10€ Verbatim Laptopboxen). Die 20 wartenden Leute haben mich gehaßt und ich war so genervt, dass ich den Beamten angepöbelte und sagte, er solle die doofen Boxen einfach wegschmeißen - sie seien die unnötige Verzögerung nicht wert. Durfte ich aber nicht. Hinter mir stand einer mit iPad und ich musste mich doch sehr zusammenreißen nicht zu sagen „Na? Auch Sprengstoffattenäter?“ Womöglich besser, dass ich gerade so die Zunge zügeln konnte. In Hannover war dann nur noch ein Drogenhund, der natürlich nicht fündig wurde und am Ende hat niemand den Zigarettenschmuggel entlarvt, als ich mit meinen 5 Gepäckstücken den Zoll durch „nothing to declare“ verließ.

So, die Ankunft war also überstanden und weiter ging es nach SÜLFELD (Soul Field – DAS klingt doch nett…oder?). Anne hatte netterweise die Schweine-Bifi bereitgehalten. Als ich im Auto Wasser trank, bin ich jedesmal zusammengezuckt. Ramadan-Trauma. Das sollte sich auch die nächsten Tage nicht legen.

Direkt am zweiten Tag wurde ich (mit meinem scheinbaren Migrationshintergrund) vom Relocationservice zur Wohnungssuche begleitet. Trotz dreifacher Falschnennung der Hausnummer ließ sich die Dame nicht abschütteln. (Das war wirklich keine Absicht mit der Hausnummer!) Immerhin konnte ich es umgehen, dass sie mich auf das Amt (Meldung) und zur Bank (Kontoeröffnung) begleitet, obschon es mir sehr ans Herz gelegt wurde. Nun ja – sie sind damit beauftragt. Und was soll ich sagen? Ich habe es GANZ ALLEIN geschafft und bin nun wieder in Deutschland gemeldet und habe ein Bankkonto – und das alles ohne Übersetzer und Begleitschutz. Allerdings muss ich zugeben, dass ich zunächst fast kehrt gemacht hätte, als ich mich dem Rathhaus Fallersleben nährte. Ich war nämlich mit einem „Jumeirah Jane“ Outfit bekleidet und ich dachte zunächst, die Treppe würde gefegt (Dreißigster!). Es handelte sich dann aber lediglich um eine Hochzeit. Eine schöne 80er Jahre Motto Hochzeit, glaube ich. Zumindest dem Äußeren nach zu urteilen…

Bei der Bank (gleiches Outfit) wurde ich strafend angeguckt, weil ich keinen Termin gemacht hatte, zur Kontoeröffnung. Eine Frau mit kleinen aggressiven Löckchen sagte zur Sekretärin: „Näää, also nee. Ohne Termin geht das nicht. Es sind doch alle in Terminen! Muss se einen Termin machen und wiederkommen.“  (EY LOCKE! I CAN HEAR YOU!!!) Nach 2 Minuten hat Locke mich dann aber doch mitgenommen. Wir könnten aber nur eben das Gröbste erledigen und müßten einen Folgetermin vereinbaren. Mehr wollte ich ja auch gar nicht. Ich brauche doch nur ein Konto ohne Schi Schi.

Außerdem habe ich die schönste Wohnung der Welt gefunden. Drei Zimmer (nahezu) Altbau und mit riesengroßer Terrasse im 1. Stock. Die schönste Wohnung in der ich je gewohnt habe und zudem im ZENTRUM (Downtown). Am 7.9. kann ich endlich einziehen. Auch wenn es zu Hause sehr nett war, freue ich mich so sehr darauf, nach fast 6 Wochen wieder richtig zu Wohnen und vor allem zu wissen, wo was zu finden ist (Inzwischen ist schon der 05.09., ich bin etwas im Streß und kam nicht zum Schreiben).

Nun ja – was fiel mir sonst noch auf? Auf jeden Fall eine ca. 60 Jahre alte Frau im „Landhaus Toskana“ im lieblichen Sülfeld. Die Gruppe hatte einen Hund dabei und als er sich mit der Leine beinahe vor Langeweile aufgehängt hatte, hat sie gesagt „NA? Was hat denn der kleine WAU WAU?“ So ein Schwachsinn aber auch.
Dann habe ich mich noch im Fitnessstudio angemeldet. Und wie sollte es in Wolfsburg heißen, wenn nicht...V8? Ich habe den pensionierten Postboten von damals getroffen, den Chemielehrer aus der Schule uvm. Nun – man kennt sich. Vielleicht ziehe ich das nächste Mal einen Chemiekittel über, um ihn nachträglich doch noch mal zu beeindrucken?

Ferner fiel mir bisher oftmals die grausame Entmannung durch den (Reisenthel) Einkaufskorb auf. Meiner Meinung nach könnte ein Mann genauso gut  langes lockiges Haar und Makeup tragen. Das sieht, so mein persönliches Empfinden, genauso transsexuell aus.  Wenn sie, resigniert, mit einem Einkaufskorb (gerne dabei auch den Kopf gesenkt haltend) gen Supermarkt schreiten hat das für mich auch nichts mehr mit Think Blue. zu tun. MÄNNER! Es gibt doch auch Umweltbeutel. Aber doch keinen Korb. Würde ich meinen Mann mit einem Korb erwischen, wäre das ein großes Problem. Eventuell einer der Gründe, warum ich Single bin…

So. Und schon wieder ist viel, viel Zeit ins Land gestrichen. Heute ist bereits der 08. OKTOBER und ich arbeite nun seit fast sechs Wochen in der neuen Abteilung. Und ich wohne auch schon seit gut einem Monat in der Wohnung. Es wird. Sie ist wirklich schön und ich werde im Möbelschleppen und aufbauen immer besser. Abgesehen von dem Rückschlag am Freitag Abend (die Schrauben der Kommode sind nun irgendwie außen und sichtbar, statt innen und unsichtbar. Aber das macht sie einzigartiger und somit fabelhafter).

Apropos Möbel – zu Ikea gehe ich ja nicht mehr. Die Kunden sind furchtbar unfreundlich und ich musste mich doch sehr beherrschen, als ich von einem Arzt mit Familie an der Expresskasse (ZWEI Seiten geöffnet!) angepöbelt wurde. „WOLLEN SE VOR ODER WAS?“ (Familie Nicht-Ganz-Gar stand links, ich rechts). „Wie bitte? Hier sind doch zwei Schlangen?“ „Nein nein – das wird zu Einer!“ Ah ja...macht ja auch Sinn. Schade, dass ich vergessen habe zu sagen: „Merken se selbst, oder?“ Das wäre nicht unhöflich sonder angebracht gewesen, oder? Die Tante hinter mir fuhr mir auch noch in die Hacken und dann hatte ich noch nicht mal mehr Lust auf den Hot Dog. Grundsätzlich sind hier wirklich viele Dienstleister sehr unfreundlich. Ich begegne wirklich allen Menschen erst einmal freundlich – privat und im Job gleichermaßen (WENN sie es verdienen). Aber bei Real und bei Edeka Melbeck ist das Personal besonders unfreundlich (Wobei es bei Real auch extrem freundliches Personal gibt, man möchte ja nicht pauschalisieren). Bei Edeka wurde ich richtig böse angeschissen (kann man wirklich nicht anders ausdrucken), weil ich die Blumen an der Hauptkasse und nicht an der Getränkeabteilungskasse bezahlt hatte. Und bei Real wollte ich nur sichergehen, dass ich den weißen Fernseher und nicht den schwarzen kaufe. Da war der Verkäufer schon ziemlich angenervt – ES GÄBE JA SCHLIESSLICH NUR NOCH WEISSE. AH JA – hätte man auch wissen MÜSSEN. Wie gesagt – ich möchte nicht alle in einen Topf werfen, aber einigen Leuten werde ich künftig die Leviten lesen – JAWOHL! Das ist eine Frechheit! Abgesehen vom Möbelkauf ist es in Wolfsburg so spannend wie…auf der vierten Wüstensafari. Besonders im Herbst/ Winter.

Außerdem ist es wirklich verdammt schwer, hier zu netzwerken. Auch hier gibt es Ausnahmen, jedoch habe ich den Eindruck, dass es hier grundsätzlich zwei Arten Mensch gibt. Zum einen gibt es die typischen Ur-Wolfsburg. Hier aufgewachsen, bei einem großen Arbeitgeber angefangen und seit jeher einen festen Freundeskreis besessen. Es scheint schlichtweg unmöglich, Teil davon zu werden. Offenheit: 4-. Dann gibt es inzwischen viele Zugezogene. Offenheit: 1+. Nachteil hier ist die Liebe zur Heimat. Jedes Wochenende sind sie einfach weg. Wie gesagt – es gibt auch Ausnahmen – das sei an dieser Stelle nochmals betont. Doch wie wir alle wissen – die Ausnahme bestätigt die Regel.

Aber um nicht in Wehmut und Langeweile zu versinken, versuche ich ja auch stets, das Beste draus zu machen (schließlich wollte ich es ja so…JA JA). Gestern war ich daher zum wellnessen in der Saunalandschaft Gifhorn. Auf dem Weg dorthin sind wir durch Isenbüttel gefahren. Dort wurde das Erntedankfest zelebriert. Das ganze Dorf war auf 180! Sie haben jedem Autofahrer zugewunken (in Tracht) und daher fühlten wir uns persönlich angesprochen und haben königlich zurückgewunken J. Kleiner Scherz unsererseits.

In der Saunalandschaft angekommen, hat der Bistro-Koch uns die Schlüssel und das Saunasalz ausgehändigt und dann ging es los. Altersdurchschnitt: 70. Nach dem ersten Durchgang wollte ich in der Salzgrotte entspannen, einem RUHEraum. Er war offensichtlich so beruhigend für den Mann im Puma Bademantel, dass er ganz in Ruhe, ganz tief eingeschlafen ist und ganz doll angefangen hat zu schnarchen. Das war ganz schlimm und so laut, dass ich die Entspannungsklänge nicht mehr wahrnehmen konnte. Irgendwann hatte ich rausgefunden, dass Räuspern hilft. So konnte ich ihn langfristig ruhigstellen. Als nächstes betrat ein Übergewichtiger die Grotte. Ich denke, er litt an Asthma. So ein lautes Atmen habe ich noch nie gehört. Es war dann auch keine Entspannung – geschweige denn Ruhe – mehr möglich und so sind wir in die Sauna mit Aufguß gegangen. Ganz schön voll kann so eine Sauna werden (Ich bin ja ohnehin nicht so der gemischte Sauna Freund). Wir waren 10 Minuten vor „Aufguß“ da und auch hier fand ich mich in einer Situation wieder, in der ich alles andere als entspannt wurde. Die Sauna in Gifhorn wird nämlich als Gossip-Tempel missbraucht. Zum Leidtragen aller Ruhesuchenden. Die Oma (Sauna Hooligan) die direkt vor der Sauna pausierte, quatschte so dermaßen laut, dass ich fast ausgerastet und nackt rausgelaufen wäre (nein – nicht auf die Straße). Sie hat nicht gequatscht – sie hat gebrüllt. Eine Frechheit. Zum Glück ist sie zum Aufguß abgezogen. Fünf Minuten länger und ich hätte für nichts mehr garantieren können. Fand ich wirklich richtig gemein. Als Aufguß gab es übrigens - ganz verrückt - „Flieder-Honig“. Ekelhaft, sag ich Euch. Wie alte Mottenkugel mit abgelaufenem Honig. Bei dem zweiten Ruheversuch in der Salzgrotte hatte ich einen Lachflash, weil meine Cousine diesmal mit reinkam und ich vorab vom Schnarcher berichtet hatte. Er war zurück! Der Schnarcher war zurück! Es kam beinahe zur Explosion (meinerseits). Als wir anschließend in die Lichtsauna wollten, (und auch schon mit einem Bein drin standen) mußten wir feststellen, dass der Schreihals sich dort mit ihrem Schreihalskumpel aufhielt. Also erstmal ab in die „Turm-Sauna“. Dort war wiederum ein weiterer Schnarcher und folglich lag bei unseren Saunagängen die Würze eher in der Kürze. Im zweiten Anlauf war die Lichtsauna hooliganfrei – aber nicht kinderfrei. Ich würde später einfach nicht mit Baby und kleinem Kind in die Sauna gehen. Das muss doch nun wirklich nicht sein.

Auch wenn es gar nicht danach klingt – war unterm Strich entspannend und am Ende waren wir vier Stunden dort. Am Lenkrad wäre ich fast eingeschlafen. Nächstes Mal fahren wir dennoch lieber nach Bad Harzburg in die Sole Therme. In Wolfsburg im Badeland gibt es auch eine ganz schöne Saunalandschaft, aber da traue ich mich nicht hin. Das ist ja, wie nackt in die Kantine gehen – und das macht ja schließlich auch niemand („Na, noch ein Würstchen?“ Schuldigung…)

Heute war ich wieder beim Spinning (nicht zu verwechseln mit spinn-ing J). Gen Ende hat der Trainer „Reeperbahn“ von Jan Delay gespielt:  („…trotzdem bin ich irgendwie so traurig.“). Da hatte ich eine ganz böse Heimweh-Attacke. Nach 9 Jahren Hamburg und zwei Jahren Dubai zurück in der Provinz. Ich versuche natürlich, optimistisch zu sein und bin auch absolut froh, meine Familie mal wieder um mich zu haben. Als ich beispielsweise neulich bei meiner Cousine mit dem kleinen Baby und der kleinen Tochter war, die mich nun auch besser kennenlernt war ich auch ganz gerührt. Das sind natürlich dann auch Momente wo man es sehr wertschätzt, zurück zu sein. Aber dann gibt es auch wieder die Tage, wo man aus Hamburg zurück nach Wolfsburg fährt und seine Freunde dort „zurückläßt“. Doch man braucht die Herausforderung, um daran zu wachsen, nicht wahr? Und manchmal kann eben auch die Provinz herausfordernd sein.

In diesem Sinne – nicht zu viel pauschalisieren (aber auch nicht zu wenig). Und Humor ist, wenn man trotzdem Lacht.

Aus meiner neuen Playlist „Wintermelancholie 2012“ noch mein Lieblingslied für Euch:

Alles Liebe
Kopfkino, Mett, Wolfsburg, Heimkehr
(Getreu dem Motto "Metti macht fetti" - wie mein Onkel neulich zu singen pflegte...)



















Eure Steffi

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